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Surrealismus mit Vernunft

17. Dezember 2009

Der Titel der Ausstellung “Gegen jede Vernunft. Surrealismus Paris - Prag” in Ludwigshafen ist irreführend. Die Bewegung des Surrealismus richtet sich jedenfalls von ihren ursprünglichen Absichten her nicht gegen die Vernunft. Sie wendet sich gegen ein falsches Verständnis davon, das autoritär oder aus Gewohnheit die Wahrnehmung beschränkt und damit die Vernunft behindert.

Mit dem Ausstellungstitel wird die Definition des Surrealismus in André Bretons Manifest von 1924 missverstanden. Sie besagt, dass sich das Denken “ohne jede Kontrolle durch die Vernunft” äussert. Entsprechende Verfahren sollen die Wahrnehmung befreien. Was dabei entdeckt wird, ist dann der Vernunft zugänglich, die es für das menschliche Leben auswertet. Mit Bezug auf Sigmund Freud, einen rationalen Denker, formulierte Breton: “Wenn die Tiefen unseres Geistes fremde Kräfte verbergen, die zu denen an der Oberfläche hinzukommen oder sie bekämpfen und besiegen können, dann besteht grosses Interesse daran, diese Kräfte zu fassen, sie erst einmal zu fassen zu bekommen, um sie danach gegebenenfalls der Kontrolle unserer Vernunft zu unterwerfen.”

Aber nehmen wir an, dass die sehenswerte Ludwigshafener Ausstellung surrealistisch provozieren will.

Sie zeigt besonders die Breite und Vielfalt des Surrealismus in der früheren Tschechoslowakei und die Beziehungen seiner Aktiven zur Szene in Frankreich. Es bleibt zu klären, was Surrealismus im Raum zwischen diesen Ländern, also in Deutschland, bedeutet.

André Breton, “Manifeste des Surrealismus”, Rowohlt TB 2009, 9,95 €

maximil

[Bezieht sich auf Surreales entdecken]

Themen: Allgemein · Kultur · Politik

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