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Echt jetzt!

31. Juli 2018

(Anton und Sarah, beide etwa Mitte dreissig, unterhalten sich im Zug:)

A: “Da ist doch nichts mehr echt.”

S: “Wie meinst du das?”

A: “Wo ich hinschaue, in der Firma, in der Politik, in der Nachbarschaft - wenn die Leute reden, hab ich so ziemlich alles schon mal gehört. Phrasen, Klischees, Vorurteile, irgendwelche Behauptungen aus den Medien, dem Internet, das wird einfach übernommen und weitergesagt.”

S: “Kann sein, Denken ist ja schwierig … Aber das muss doch deswegen nicht alles falsch sein. Gerade wenn etwas stimmt, muss es immer wieder gesagt werden, gegen die unüberlegten Argumente und auch gegen die absichtlichen, die nicht weiterhelfen. Und die kommen oft genug aus echter Überzeugung.”

A: “Die Leute sind, wie sie sind - das klingt so gelassen, als wäre nichts dran zu ändern. Ob sie überzeugt sind von ihren Meinungen oder nicht, ich will mich nicht damit abfinden, dass Unsinn verbreitet wird. Ich verstehe, dass Leute andere Interessen und Ziele haben als ich, aber das sollen sie dann auch ehrlich zugeben.”

S: “Sinn und Unsinn sind oft nicht leicht zu unterscheiden. Was ist die Wahrheit? Du erwartest viel …”

A: “Ja schon … Ich werde nie behaupten, die einzige, einfache Wahrheit zu wissen. Wenn mir jemand widerspricht und es begründet, dann prüfe ich das, so wie du. Auch diejenigen, die sich aufrichtig für etwas einsetzen, für humane Werte, für Vernunft, sollten kritisch und selbstkritisch bleiben.”

S: “Das wäre authentisch, wie es so heisst … Dabei sollten wir mit Widersprüchen leben können. Und Brücken bauen. Das Gewohnte wahrnehmen und dann Unbekanntes, Fremdes, noch nie Dagewesenes, das ist die Kunst. Ich versuche es …”

Sylvie Natalicia / maximil

[Dazu:
Worte und ihre Folgen]

Themen: Allgemein · Kultur · Politik

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