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Worte und ihre Folgen

31. Mai 2018

Achte auf das, was du sagst - diesen Rat gebe ich mir. Ein Wort, das jemand hört oder liest, ist nicht mehr rückholbar. Zwar kann ich bei Bedarf erklären, dass ich falsch verstanden worden bin, oder dass ich meine Aussage zurücknehme, ich kann mich entschuldigen, aber das Gesagte ist nicht mehr ungeschehen zu machen. Es hat bereits gewirkt und tut es noch, und ich habe keine Kontrolle über die Folgen. Das war schon vor dem Internet so.

Worte, die gesagt oder geschrieben werden, sind also schon Taten. Wenn Worte etwas versprechen, sollten allerdings handfestere Taten dazukommen. Immer, wenn Worte etwas behaupten - ob es stimmt oder nicht -, verändern sie etwas: die Vorstellungen derjenigen, die es glauben; die Beziehungen zwischen der sprechenden oder schreibenden Person und denjenigen, die zuhören oder lesen. Darin zeigt sich die Macht der Worte, genauer die Macht, die Menschen mit ihnen ausüben können, und zwar mit Informationen, mit Meinungen, mit Falschaussagen und mit Ablenkungen von Fakten. Gerade dann jedoch, wenn ein Mensch oder eine Gruppe Informationen über Tatsachen weitergibt, wird die Macht des Wissens geteilt, die manche gern für sich behalten. Frei aufklärende Medien sind deshalb demokratisch wirksam.

Oft machen wir mit der Sprache weniger eine Aussage über die Welt, berühren vielmehr die Mitmenschen direkt. Denn Worte können ermutigen und einschüchtern, provozieren und beruhigen, wohltun und wehtun, beleidigen und schmeicheln, verletzen und trösten, bitten und befehlen, fragen und antworten, deprimieren und motivieren, einlullen und aufrütteln, verführen und begeistern, ausschliessen und verbinden. Das verbindende Sprechen ist in besonderer Weise Ausdruck von Kommunikation, bei der es vom Sinn her um Gemeinsames geht.

Viele Aussagen sind nicht wörtlich zu nehmen, und Missverständnisse sind meistens möglich. Um nicht aneinander vorbeizureden, kommt es darauf an, einerseits optimal zu formulieren und andererseits in akuten Fällen das Gemeinte zu erschliessen. Für Gespräch, Austausch und Lösungen wäre hilfreich, dass die Beteiligten sich verantwortlich zeigen und die richtigen Worte wählen.

Matthias Kunstmann / maximil

[Dazu:
Wirksame Stimme
Die Meinung ist frei, die Wirkung nicht
Die eigene Sprache
Vernünftiges Sprechen
Alle gewinnen mit Empathie]

Themen: Allgemein · Kultur · Politik

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