Ein Fest allein feiern? Das geht auch. Manche müssen es, weil sie einsam sind. Manche mögen es, weil sie dann mal zu sich kommen. Die meisten feiern aber lieber mit anderen. Sie können sich dabei mit ihrer Sonnenseite zeigen, entspannt miteinander sprechen, besonders witzig sein und geniessen.
Zwischen den Festen ist das nicht so leicht möglich. In der täglichen Arbeit kämpfen alle oft allein, in Konkurrenz zueinander, müssen Höchstleistungen liefern, wenn sie dazugehören möchten und ein ausreichendes Einkommen beziehen wollen. So verlangt es das Wirtschaftssystem: gegeneinander statt miteinander. Die Folge ist, dass die einen ihre teils zufälligen Vorteile bedenkenlos ausnützen und auch mit wenig Arbeit in unsäglichem Luxus leben, während die anderen hart arbeiten und doch durch ungünstigere Voraussetzungen in bescheidenen Verhältnissen bleiben. Da stellt sich die Frage nach der Gerechtigkeit.
Die herrschende Denkweise setzt auf den menschlichen Egoismus und verspricht, dass damit schon für alle gesorgt ist. Das stimmt nicht. Dabei leiden viele bis in die höheren Gehaltsstufen unter dem Druck, und auch Reiche fühlen sich nicht vor Armut sicher. Schlimm ist überdies, wie sich das System im grösseren Ganzen auswirkt: Der Staat, die Länder und Gemeinden leisten nicht genug für die Allgemeinheit, und ihre Aufgaben werden noch eingeschränkt. Staatliche Einrichtungen werden privatisiert, wo sich Geschäfte machen lassen, und sind damit schnell überteuert sowie unzuverlässig. Die staatliche Verwaltung wird abgebaut. Die Justiz ist unterbesetzt. Der öffentliche Dienst mit seinen Fachkräften für Soziales, Infrastruktur, Bildung wird zu wenig unterstützt und unter Wert bezahlt. Dies bedeutet, dass drängende Probleme der Gesellschaft nicht gelöst werden. Es gibt viele Anlässe, von Politikversagen zu reden.
Plakat der Gewerkschaft ver.di
Damit sich dies ändert, braucht es mehr Sinn für die gemeinsamen Interessen. Zunächst ist das Gespräch wichtig: Was wollen wir? Warum? Wie erreichen wir unsere Ziele am besten? Wir machen die Politik! Was Einzelne nicht zustande bringen können, ist in Zusammenarbeit zu schaffen. Einsatz lohnt sich in der Nachbarschaft, an den Arbeitsplätzen, in den Kitas und Schulen, in Vereinen, im Staat und darüber hinaus. Gemeinsamkeit nützt allen.
Vernunft muss dabei sein. Zu ihr gehören Information, Wissen, auch politische Bildung. Die staatlichen Institutionen müssen bei ihren Aktivitäten gewährleisten, dass sie immer transparent sind. Wie sich oft zeigt, könnten sie ihre Aufgaben für das Gemeinwohl besser erfüllen. Den Bürgern und Bürgerinnen muss es möglich sein, über Lösungen mitzubestimmen, durch erweiterte demokratische Entscheidungsverfahren.
Alle sollten auf die “Gemeingüter” achten, das gemeinsame Eigentum: Luft, Wasser - jeweils sauber -, die öffentlichen Plätze und Einrichtungen, die Verkehrswege, die Natur und die Kultur. Die Wirtschaft liesse sich auf den allgemeinen Nutzen ausrichten, sogar auf das gemeinsame Glück. Beispiele für Gemeinsamkeit, die den gleichberechtigten Beteiligten optimal zugute kommt, sind Genossenschaften, von denen sich viele längst bewährt haben, und manche Gemeinschaften, die neue Formen des Zusammenlebens erproben. Miteinander gibt es nicht nur bei Festen gute Gründe für Freude.
> Bundeszentrale für politische Bildung
> Gemeinwohl-Ökonomie (Förderverein)
> Gemeingut in BürgerInnenhand
> Forum Gemeinschaftliches Wohnen
Matthias Kunstmann / maximil
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