Warum und wozu?
Miteinander leben – dazu gehört mitteilen, sich verständigen, genauer: sprechen, hören und antworten, mit verschiedenen Mitteln, von denen auch Sprach- und Gehörlose ihre haben. Zwar kann es genügen, zusammenzuhalten und füreinander dazusein, aber erst Sprache in der Vielfalt der Formen regelt, gestaltet und entwickelt die Gemeinschaft. Auf sehr unterschiedliche Weise: Menschen informieren mit ihr über das, was sie empfinden, wahrnehmen, denken. Wissen wird ausgetauscht und erweitert, Bedürfnisse werden vertreten. Dabei lernen sie einander besser kennen. Den Mitteilungen ist aber nicht unbedingt zu trauen, denn es gibt Irrtum und Lüge. Sprache schafft auch Tatsachen, die schädlich oder nützlich sein können: Jemand kann bitten und damit etwas erreichen, oder beleidigen und jemanden verletzen, oder loben und jemanden stärken, kann von Wichtigem ebenso ablenken wie von einer belastenden Lebenslage, kann zu Unsinn verführen oder Sinnvolles anregen, langweilen oder begeistern, ausschliessen oder verbinden. Wenn die Sprache die Welt erklärt, Menschen verbindet, das Zusammenleben fördert und die gemeinsame Kultur aufbaut, dann erfüllt die Kommunikation das, wofür es sie gibt.
Was ist dabei wichtig?
Klar, deutlich und verständlich muss die Aussage sein, wenn es um Informationen geht. Wer diese mit Erfolg vermitteln will, muss auf Folgendes bei sich achten:
- Ich weiss, wovon ich spreche.
- Ich weiss genau, was ich sagen will.
- Ich habe die geeigneten Fakten und Argumente.
- Ich bringe sie in einer schlüssigen Reihenfolge vor.
- Ich wähle die richtigen Worte.
Also: die Botschaft auf den Punkt bringen!
Auch wenn persönliche Bedürfnisse befriedigt werden sollen, ist das zu empfehlen. Allerdings können Bedürfnisse von den Beteiligten eines Gesprächs verschieden eingeschätzt werden, vielleicht werden sie als unbegründet oder überzogen bewertet. Deshalb drücken wir sie üblicherweise in höflichen Formen aus und geben damit zu verstehen, dass es zu einem Interessenausgleich kommen soll.
Einfühlsam, sensibel, empathisch müssen die Beteiligten sein, damit Kommunikation gelingt. Das gilt umso mehr, je problematischer eine Situation ist. Denn es sind Persönlichkeiten mit unterschiedlichem Vorwissen, mit abweichenden Ansichten, Werten und Erwartungen und mit jeweils eigenen Interessen beteiligt. Jeder Mensch denkt anders. Deshalb kommt es darauf an, dass ich mich auf das Gegenüber einstelle und im Verlauf eines Gesprächs immer wieder herausfinde, wie meine Botschaft verstanden worden ist. Das heisst zuhören und rückfragen. Der Eindruck ist nie dasselbe wie der Ausdruck.
Gefühle sind immer dabei. Sie äussern sich in Mimik und Gestik, und unbewusst können sie das wortsprachliche Kommunizieren beeinflussen und steuern. Es wirkt dann oft nicht wie beabsichtigt: Was scheinbar sachlich gesagt wird, täuscht; wenn die unausgesprochene emotionale Botschaft empfangen wird, irritiert der Widerspruch. Auf dieser Seite können eigene Gefühle vielfach darüber entscheiden, wie eine Nachricht aufgenommen wird. In günstigen Fällen erkennen die Gefühle auf der einen Seite die auf der anderen und veranlassen eine passende Reaktion. Die eigenen Gefühle und die der anderen wahrnehmen macht es leichter, sich zu verständigen.
Schriftlich ist die Kommunikation schwieriger als mündlich. Geschriebene Mitteilungen werden nicht durch die Körpersprache, den Ton (der die Musik macht) und besondere Betonungen unterstützt. Oft werden sie zugleich ernster genommen. Es gibt keine unmittelbaren Rückmeldungen. Nachträgliche Klarstellungen kommen kaum noch an. Andererseits lassen schriftliche Texte beim Lesen wie beim Verfassen Zeit zum Denken. Es ist sehr wünschenswert, dass diese Chance genutzt wird, um nach bestem Wissen und Gewissen die Worte zu wählen und zu setzen. Der kommunikativen Misere des Internets liesse sich damit abhelfen.
Einseitige Kommunikation erfordert besondere Aufmerksamkeit. Bücher, Plakate, Presse, Radio und Fernsehen werden zur Information, Unterhaltung und Bildung genutzt, eine Antwort ist aber nur selten möglich. Ihre Botschaften müssen bewusst und kritisch aufgenommen werden:
- Was sagt mir das?
- Was bringt es mir?
- Was kann ich damit anfangen?
Noch mehr sind solche kritischen Fragen zu der einseitigen Kommunikation geboten, die keinen anderen Zweck hat, als bestimmte Interessen durchzusetzen. Sie gibt es im privaten und sozialen Bereich als Mittel für Intrigen und Ausgrenzung. Wirtschaftsunternehmen und politische Interessengruppen betreiben sie, auch mit den genannten Medien und dem Internet, als effizientes Mittel der Herrschaft von wenigen über die meisten.
Zusammenarbeit, Beteiligung an gemeinsamen Aufgaben und Demokratie brauchen gute Kommunikation: Wir reden miteinander, verständigen uns über das, was wir gemeinsam wollen, und bereiten es mit zielgerichtetem Austausch vor.
Matthias Kunstmann / maximil
[Dazu:
Alle gewinnen mit Empathie
Worte und ihre Folgen
Alle gestalten mit - so geht Demokratie]
0 Kommentare bis jetzt ↓
Dieser wäre der erste.
Kommentar