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Erkenntnisse aus der Corona-Krise

30. Mai 2020

  • Neu war an diesem Corona-Virus eindeutig, dass es sich so schnell und massenhaft über die Welt verbreitet hat. Das lag an der Globalisierung und dem internationalen Flugverkehr. Zuletzt wurden weltweit jährlich rund 4,5 Milliarden Flugpassagiere gezählt, mit stark steigender Tendenz. Die deutschen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg mit besonders vielen internationalen Wirtschaftskontakten hatten vergleichsweise mehr Todesfälle bezogen auf die Bevölkerungszahl zu verzeichnen, ähnlich wie Norditalien. Insgesamt haben auch häufig wohlhabende Winterurlaubsreisende das Virus verbreitet.
  • Es ist begründet, die Ausbreitung einer Infektionskrankheit verhindern zu wollen. In diesem Fall ist das nach Versäumnissen bei der Vorsorge planlos und panisch geschehen. Die meisten Staaten waren auf die Gefahren der Globalisierung nicht ausreichend vorbereitet.
  • Die geforderte Solidarität galt von Anfang an weniger den Risikogruppen als vielmehr den knapp kalkulierten Krankenhäusern und ihrem schon im Normalbetrieb überlasteten Personal.
  • Krankenhäuser und Altenheime sind Orte mit erhöhtem Infektionsrisiko, besonders wenn das Personal sich und andere mangels Ausrüstung nicht schützen kann.
  • Für alte Menschen, die in den Heimen Wochen lang mit Ausgeh- und Besuchsverbot leben mussten, wäre es besser, statt in Gettos mit Jüngeren zusammen zu wohnen, nach dem Prinzip der Inklusion etwa in Mehrgenerationenhäusern.
  • Die Schulen und Kitas wurden in Deutschland vor den Geschäften und der Gastronomie geschlossen. Das zeigte nochmals, wie wenig wichtig der Gesellschaft die Erziehung und Bildung der jungen Menschen sind. Es wurden schon zu wenige Erziehungskräfte eingestellt und sie sind unterbezahlt, die Schulen haben zu große Klassen und sind schlecht ausgestattet. Erziehende und Lehrende gelten offenbar nicht als systemrelevant, ausgenommen die wenigen, die Notdienste leisteten. Die Kinder Monate lang allein den Eltern zu überlassen, ist keine Alternative zu den Einrichtungen und verschärft soziale Unterschiede. Zumal da Kinder seltener infiziert sind, hätten die Schulen und Kitas in festen Gruppen mit Abstand und Hygiene weiterarbeiten können.
  • Grundrechte und Demokratie müssen auch in Krisen gelten, anderenfalls kann sich eine Diktatur festsetzen. Einschränkungen von Rechten waren teils sinnlos oder überzogen. Ausnahmeregeln müssen diskutiert und abgewogen werden und schliesslich gut begründet sein. Dies hätte schon bei früheren Epidemien praktiziert werden können, aber auch nach dem Beginn des internationalen Gesundheitsnotstands am 30. Januar waren dafür bis zu den überraschenden Massnahmen Mitte März noch 6 Wochen Zeit, in denen abgewartet und zugeschaut wurde. Als der Deutsche Bundestag kurzerhand am 27. März fast alles Weitere der Regierung überlassen hat, war dies zwar nicht so folgenschwer wie das Ermächtigungsgesetz für Hitler 1933, dennoch sind die meisten Abgeordneten ihrer Aufgabe und Verantwortung nicht gerecht geworden.
  • Dieses Virus ist quasi zufällig in den Fokus geraten. Der Unterschied zu früheren Infektionswellen wie bei der Grippe waren vor allem die spektakulären Massnahmen in China. Andere häufige Krankheits- und Todesursachen, die oft von Menschen gemacht und damit eher vermeidbar sind wie Feinstaub, sonstige Abgase des Autoverkehrs oder Pestizide, werden weiterhin nicht ebenso beachtet.

  • Pestdoktormasken des Karnevals in Venedig -
    Foto: Flickr, TracyElaine / Tracy, Lizenz CC BY-SA 2.0

  • Die Wissenschaft mit ihren beratenden Experten hat vielfach zugeben müssen, dass sie nichts wusste. Ihre Ratschläge gingen oft von den schlimmsten Befürchtungen aus. Die entsprechenden politischen Massnahmen waren deshalb nicht unbedingt falsch, aber auch nicht sicher begründet. Politik und Wissenschaft hätten früher für verwertbare Untersuchungsergebnisse sorgen können, wie zu den Fragen: Wie viele der Infizierten haben keine Symptome? Wie hoch ist das Risiko, ohne Symptome andere zu infizieren? Wie viele Menschen sind immun? Welches Infektionsrisiko besteht durch Aerosole? Wie lange überleben Viren ausserhalb eines Organismus, auf verschiedenen Materialien und bei verschiedenen Umwelteinflüssen?
  • Je mehr in Labors Viren verändert und gezüchtet werden, desto höher ist das Risiko eines Unfalls mit folgender Epidemie. 100 Prozent Sicherheit kann niemand garantieren.
  • Die wissenschaftlichen Annahmen und politischen Vermutungen in Bezug auf das Virus sowie das plötzliche Aussetzen der Normalität haben viele dazu ermuntert, eigene Spekulationen in die Debatte zu bringen. Die zuvor schon auch durch das Internet sich ausweitende Vielfalt der Ansichten und Meinungen ist noch freier geworden. Angehörige des bisherigen Mehrheitskonsenses werfen Andersdenkenden daher immer öfter Verschwörungstheorien vor. Stattdessen wäre es richtig, in der öffentlichen Diskussion die Theorien und Behauptungen zu prüfen und mit tragfähigen Argumenten die sinnvollen von den unsinnigen zu unterscheiden.
  • Zum Schutz vor Epidemien gehört künftig ein Warnsystem, das Kontrollen und Sperren des internationalen Flugverkehrs und auch von Staatsgrenzen auslöst. Reisende müssen dann mit beaufsichtigter Quarantäne rechnen.
  • Beim Wiederaufbau nach der Krise darf einiges nicht so weitergehen wie bisher. Staatliche Hilfen für die Wirtschaft dürfen nicht altbekannte Gefahren für Gesundheit und Sicherheit finanzieren.
  • Einschränkungen von Freiheitsrechten wie wegen des Virus sind jetzt auch wegen der Gesundheitsgefahren des Auto- und Flugverkehrs denkbar. Sie könnten da viel gezielter wirken. Denn es ist nicht nur ein Verdacht, sondern eindeutig, dass Menschen mit Verbrennungsmotoren und deren Schadstoffen andere (und sich selbst) gefährden. Vor über hundert Jahren gab es schon viele Elektrofahrzeuge auf Strassen und Schienen, dann liessen sich immense Profite mit Erdölprodukten erwirtschaften und bei den dazu passenden Fahr- und Flugzeugen ist es bis heute geblieben. Risikominimierung erfordert schon längst, fossile Energietechnik abzuschaffen.
  • Impfungen für Milliarden Menschen sind ein gigantisches Geschäft für die Pharmaindustrie mit ungewissem Nutzen. Die Impfstoffe kommen zu spät und wirken nicht gegen veränderte oder neue Erreger. Vielmehr wäre es hilfreich, weltweit Gesundheit fördernde und Immunität stärkende Lebensbedingungen zu entwickeln.
  • Digitalisierung aller Lebensbereiche ist ein Irrweg. Damit ersetzt Technologie das Leben. Auch für Krisen sind bessere, menschenfreundliche Lösungen notwendig.

Matthias Kunstmann / maximil

[Dazu:
Wozu Wissenschaft nützt
Das Recht geht alle an
Hinter die Fassaden schauen
Menschen schaffen sich ab
Das Wichtigste von der Bildung]

Themen: Allgemein · Kultur · Natur · Politik

1 Kommentar bis jetzt ↓

  • 1 André Schmidt // 4. Juni 2020, 12:10 Uhr

    Wiederholte Tests wären besonders für Beschäftigte in der Medizin, der Pflege und der Gastronomie wichtig.

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