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Inflation - ein Anstoss zum Handeln

24. Oktober 2016

Vieles wird teurer. Die Zahlen des deutschen Statistischen Bundesamtes für die sogenannte Inflationsrate sehen dennoch klein aus - als hätten wir uns getäuscht und alles wäre ganz normal. Interessierte weist das Amt selbst darauf hin, dass verschiedene Bevölkerungsgruppen statt dieser Durchschnittszahlen mit deutlich anderen Preissteigerungen zu rechnen haben. Haushalte, die einen grossen Teil ihres Budgets für Lebensmittel, Miete, öffentlichen Nah- und Fernverkehr oder Strom brauchen, zahlen jedes Jahr einiges über der offiziellen Rate hinzu. Gerade alltägliche, nötige, unvermeidliche Produkte und Dienstleistungen kosten immer mehr. Das trifft vor allem Menschen mit geringem Einkommen.

Die Statistik kann bekanntlich zu beliebigen Ergebnissen gelangen. Seit das Bundesamt die Methode der “hedonischen Preisbereinigung” anwendet, ist die Inflation geringer: Qualitätsverbesserungen von Produkten werden mit den steigenden Preisen verrechnet, sodass unter dem Strich niedrigere Kosten stehen. Verschlechterungen wie kürzere Lebensdauer oder weniger Kundendienst werden dagegen nicht berücksichtigt. Das funktioniert so seit 2002, dem Jahr, in dem der Euro eingeführt wurde.

Die politische Absicht dahinter ist, die Motivation zum Konsum aufrechtzuerhalten und, soweit es geht, zu steigern. Die Preise sollen nicht vom Kauf abschrecken. So erzielt die Wirtschaft hohe Gewinne. Deshalb sind auch die Zinsen auf Guthaben und Kredite praktisch abgeschafft: Die Leute sollen alles verfügbare Geld ausgeben, damit die Wirtschaft weiter wächst.

Inflation gehört zu diesem Konzept. Die Europäische Zentralbank definiert die Preisstabilität, für die zu sorgen ihre Aufgabe ist, mit einer statistischen Preissteigerungsrate von knapp unter 2 Prozent. Wenn die Einkommen ähnlich steigen und entsprechend Kaufkraft vorhanden ist, dient das dem viel beschworenen Wirtschaftswachstum.

Mit ihm nimmt zwar der materielle Wohlstand bei uns insgesamt weiter zu und ist längst oft Luxus zu nennen, aber diesen geniessen manche extrem, während immer grössere Bevölkerungskreise keine angemessenen Einkommenszuwächse haben und in engen finanziellen Grenzen leben. Das jedoch ist für die Regierungen weniger ein Problem als die abnehmende Nachfrage derjenigen Menschen, die inzwischen genug haben und nicht immer mehr konsumieren wollen.

Gemäss den klassischen Marktgesetzen würde weniger Nachfrage bei gleichem Angebot von Produkten zu niedrigeren Preisen führen. Dies wäre ein Grund, überflüssiges Geld nicht für den Konsum auszugeben, sondern damit immaterielle Güter zu fördern: soziale Arbeit, Bildung, Kultur, Projekte für die menschliche Gemeinschaft. Und ein Grund mehr, beim nötigen Konsum Produkte und Dienstleistungen mit ethischem Mehrwert zu bevorzugen: solche, die nachweislich ökologisch, sozial, fair sind, also nicht nur in Worten nachhaltig. Damit würde auch den schädlichen Folgen des wirtschaftlichen Wachstums entgegengewirkt.

maximil

[Dazu:
Geld fehlt Wert
Fällige Kritik des Wachstumsdenkens
Wirtschaft ist nicht alles]

Themen: Allgemein · Kultur · Natur · Politik

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